FAQ
Die folgenden Fragen und Antworten wurden dem Buch “Fragen – die immer wieder gestellt werden” von Prof. Dr. Werner Gitt entnommen. Kostenloser Download und Kaufmöglichkeit (auch von Ausgaben in anderen Sprachen) bei clv.de.
Es gibt kein Volk und keinen Stamm auf dieser Erde, in dem die Menschen nicht in irgendeiner Form an einen Gott, einen Geist oder ein Wesen glauben, das über ihnen steht. Das gilt auch für die isoliertesten Urwaldstämme, die nie eine Berührung mit einer anderen Kultur und schon gar nicht mit dem Evangelium hatten. Wie kommt das? Wir haben alle die denkerische Fähigkeit, von den wunderbaren Werken der beobachtbaren Schöpfung auf den unsichtbaren Schöpfer zu schließen. Niemand glaubt, dass ein Auto, eine Uhr oder auch nur ein Knopf oder eine Büroklammer von selbst entstehen. Darum schreibt Paulus im Neuen Testament: »Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung der Welt und wahrgenommen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben« (Röm 1,20). Aus der Schöpfung können wir allerdings nur erfahren, dass ein Gott exi stiert und auf seine Kraft und seinen Ideenreichtum schließen, nicht aber auf seine Wesensart (z. B. Liebe, Leben, Barmherzigkeit, Güte). Dazu ist uns die Bibel gegeben.
Nach unseren menschlichen Vorstellungen versuchen wir, Gott räumlich zu lokalisieren. Darum finden wir bei den heidnischen Gottesvorstellungen des Altertums wie auch im Neuheidentum derartige Angaben. Die Griechen glaubten, ihre Götter würden auf dem Berg Olymp wohnen, und die Germanen lokalisierten sie in Walhall. Der französische Mathematiker und Astronom Pierre S. M. Laplace (1749–1827) meinte: »Ich habe das ganze Weltall durchforscht, aber Gott habe ich nirgends gefunden.« Ähnliches stellten auch sowje¬tische Kosmonauten fest: »Ich bin Gott bei meinem Flug nicht begegnet« (Nikolajew, 1962 mit Wostok III). Alle diese Aussagen sind im Licht der Bibel grundfalsch, denn Gott ist überräumlich. Er, der den Raum geschaffen hat, kann nicht Teil des Raumes sein. Vielmehr durchdringt er jede Position des Raumes; er ist allgegenwärtig. Dies erklärt Paulus den heidnischen Athenern auf dem Areopag: »In ihm (Gott) leben, weben und sind wir« (Apg 17,28). Der Psalmist weiß ebenso um diese Realität, wenn er bekennt: »Ich gehe oder liege, so bist du um mich … und hältst deine Hand über mir« (Ps 139,3+5). Auch hier wird das vollständige Umgeben und Durchdringen Gottes angezeigt. Die mathematische Vorstellung von höherdimensionalen Räumen (unser Raum hat drei Dimensionen) kann uns bei der Frage »Wo ist Gott?« eine Hilfe sein. Der n‑dimensionale Raum ist dabei nur eine Untermenge des (n+1)-dimensionalen Raumes. So ist z. B. der vierdimensionale Raum nicht vom dreidimensionalen aufnehmbar, dennoch durchdringt er ihn völlig. Diesen Sachverhalt be schreibt die Bibel, wenn es in 1. Könige 8,27 heißt: »Denn sollte in Wahrheit Gott auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen.«
Das Wort »Gott« ist kein Akronym, d. h. ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort wie z. B. UFO (= Unbekanntes Flugobjekt). Gott hat sich den Menschen immer wieder mit neuen Namen offenbart, die mit ihrer Wortbedeutung das Wesen Gottes beschreiben (die folgenden Bibelstellen geben das erste Vorkommen an):
Elohim (1Mo 1,1; Gott – Pluralform, um die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist auszudrücken)
Eloah (41-mal im Buch Hiob, sonst nur vereinzelt; Gott – Singularform von Elohim)
El (1Mo 33,20; Gott, der Allmächtige)
El-Olam (1Mo 21,33; ewiger Gott)
El-Schaddai (1Mo 17,1; allmächtiger Gott)
El-Roi (1Mo 16,13; Gott, der mich sieht)
Jahwe (1Mo 2,4; nach 2Mo 3,14–15 »Ich bin, der ich bin«)
Jahwe-Rapheka (2Mo 15,26; Jahwe, dein Arzt)
Jahwe-Nissi (2Mo 17,15; Jahwe, mein Panier)
Jahwe-Jireh (1Mo 22,13+14; Jahwe ersieht)
Jahwe-Schalom (Ri 6,24; Jahwe ist Friede)
Jahwe-Zidkenu (Jer 23,6; Jahwe, unsere Gerechtigkeit)
Jahwe-Schammah (Hes 48,35; Jahwe ist daselbst)
Jahwe-Roi (Ps 23,1; Jahwe, mein Hirt)
Jahwe-Zebaoth (Gott der Heerscharen)
Adonai (1Mo 15,2; mein Herr, 134-mal im AT)
(Lit.: Abraham Meister: Biblisches Namenslexikon, Pfäffikon, 1970)
Die ersten von Gott geschaffenen Menschen, Adam und Eva, lebten in der Gemeinschaft mit Gott, sodass sie ihn auch von Angesicht zu Angesicht sehen konnten. Im Sündenfall trennte sich der Mensch von Gott. Es ist ein heiliger Gott, der jede Sünde hasst, und somit endete diese ursprüngliche Gemeinschaft. »Gott wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann« (1Tim 6,16), darum werden wir ihn erst wieder sehen, wenn wir nach dem Tode in sein Vaterhaus kommen. Der Weg dorthin ist nur durch den Herrn Jesus möglich: »Niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6).
Vor dem Sündenfall gab es weder Tod noch Leid, weder Schmerz noch irgendetwas von dem, was uns heute so viel Mühe macht. Gott hatte alles so gestaltet, dass der Mensch unter idealen Bedingungen leben konnte. In freier Entscheidung ging der Mensch eigene Wege, die von Gott wegführten. Warum Gott uns einen so weiten Freiheitsradius zubilligt, können wir nicht erklären. Wir stellen aber fest: Wer von Gott weggeht, gelangt ins Elend. Diese bittere Erfahrung machen wir bis zum heutigen Tag. Manche Menschen sind dazu geneigt, Gott die Schuld zuzuschieben. Dabei sollten wir bedenken, dass nicht Gott, sondern der Mensch der Verursacher ist. Wenn wir des Nachts auf der Autobahn das Scheinwerferlicht ausschalten und es so zu einem Unfall kommt, dürfen wir nicht dem Autohersteller die Schuld geben. Er hat die konstruktiven Vorgaben für die Beleuchtung gegeben; wenn wir sie willentlich ab schalten, ist das allein unsere Sache. »Gott ist Licht« (1Joh 1,5), und wenn wir uns in die Finsternis der Gottesferne begeben, dürfen wir uns nicht bei dem Schöpfer beklagen, der uns doch für seine Nähe geschaffen hat. Gott ist und bleibt ein Gott der Liebe, denn er hat Unvorstellbares ge tan: Er gab seinen eigenen Sohn dahin, um uns aus unserer selbst verschuldeten Situation freizukaufen. Jesus sagt von sich in Johannes 15,13: »Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.« Gibt es eine größere Liebe? Nie ist etwas Größeres für den Men schen vollbracht worden als in der Tat auf Golgatha: Das Kreuz ist somit der Höhepunkt göttlicher Liebe.
Wir leben alle – ob gläubig oder ungläubig – in der gefallenen Schöpfung, in der das Leid in all seinen uns wohlbekannten Ausprägungen genereller Bestandteil ist. Nicht deutbar bleibt für uns das individuelle Leid. Warum geht es dem einen gut, und der andere ist durch Not und schwere Krankheit hart geschlagen? Oft muss der Gläubige sogar mehr leiden als der Gottlose, wie es der Psalmist feststellt:
»Denn es verdross mich der Ruhmredigen, da ich sah, dass es den Gottlosen so wohlging. Denn sie sind in keiner Gefahr des Todes, sondern stehen fest wie ein Palast. Sie sind nicht im Unglück wie andere Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt« (Ps 73,3–5).
Er findet aber auch die rechte Einordnung seiner individuellen Not, die er nicht als Strafe für eigene Sünde ansieht. Er hadert nicht mit Gott, sondern klammert sich fest an ihn:
»Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei deiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an … Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil« (Ps 73,23–24+26).
Als Gott Adam nach dem Sündenfall zur Rechenschaft zog, verwies dieser auf Eva: »Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum« (1Mo 3,12). Als Gott dann die Frau ansprach, wies auch Eva von sich weg: »Die Schlange betrog mich also, dass ich aß« (1Mo 3,13). Bezüglich un serer Schuld haben wir ein merkwürdiges Verhalten: Wir weisen immer von uns ab, bis wir letzt lich Gott zum Schuldigen erklären. Nun aber geschieht das Unvorstellbare: In Jesus nimmt Gott alle Schuld auf sich: »Denn Gott hat den (= Jesus), der von keiner Sünde wusste, zur Sünde gemacht« (2Kor 5,21). Das Gericht Gottes über die Sünde der Welt entlädt sich auf den Sohn Gottes. Ihn trifft der Bannstrahl mit voller Schärfe; das ganze Land verfinstert sich für drei Stunden, er ist wirklich von Gott verlassen. »Er hat sich selbst für unsere Sünden gegeben« (Gal 1,4), damit wir frei ausgehen können. Das ist das Manifest der Liebe Gottes. Eine bessere Botschaft als das Evangelium gibt es nicht.
Manche Leute sind der Meinung, im AT sei Gott ein Gott des Zornes und der Rache und im NT ein Gott der Liebe. Diese Auffassung ist durch die beiden folgenden Aussagen aus dem AT und NT leicht zu widerlegen: In Jeremia 31,3 sagt Gott: »Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte«, und im NT lesen wir bei Hebräer 10,31: »Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.« Gott ist sowohl der zornige Gott gegenüber der Sünde als auch der liebende Gott ge genüber den Bußfertigen. Dieses Zeugnis finden wir sowohl im AT als auch im NT, denn Gott ist immer derselbe. Bei ihm »ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis« (Jak 1,17). Ebenso hat sich der Sohn Gottes wesensmäßig nie verändert: »Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit« (Hebr 13,8).
Die Bibel ist voller Beispiele, wie Gott die Sünde an Menschen richtet und wie er andererseits die Seinen bewahrt. In der Sintflut ging die ganze Menschheit wegen ihrer Bosheit unter, und nur acht Leute wurden errettet. Ebenso wird im Endgericht der größte Teil der Menschheit verloren gehen, weil sie den breiten Weg der Verdammnis gingen (Mt 7,13–14). Gott hatte seinem Volk Israel das verheißene Land gegeben, aber beim Auszug aus Ägypten überfallen die Amalekiter die Nachzügler. In 5. Mose 25,17–19 wird den Amalekitern das Gericht der Austilgung angesagt, das Saul zu späterer Zeit auf Befehl Gottes auszuführen hatte (1Sam 15,3). Zu neutestamentlicher Zeit werden Ananias und Saphira von Gott getötet, weil sie nicht die ganze Wahrheit sagten (Apg 5,1–11). An diesen Beispielen können wir ler nen, dass Gott jede Sünde ernster nimmt, als wir denken. Auch darin hat sich Gott nie geändert. Er hasst jede Sünde, und er wird jegliche Missetat richten. Er könnte auch heute ganze Völker vernichten. Wir Deutschen haben gegen über Gott in besonders harter Weise gesündigt, weil in unserem Volk während des Dritten Reiches ein radikales Ausrottungsprogramm gegen sein Volk Israel entwickelt wurde. Die 40-jährige Teilung Deutschlands und der Verlust der Ostgebiete sind ein deutliches Gericht dafür. Gott hätte auch das ganze Volk vernichten können, aber seine Barmherzigkeit war so groß, dass er es nicht getan hat; vielleicht auch wegen der immer noch vorhandenen Gläubigen. Sodom und Gomorra wären nicht untergegangen, hätte es wenigstens zehn Gerechte dort gegeben (1Mo 18,32). Wenn das Gericht nicht immer augenblicklich stattfindet, ist das Gottes Gnade. Einmal aber muss jeder Rechenschaft geben über sein Leben, sowohl die Gläubigen (2Kor 5,10) als auch die Ungläubigen (Hebr 9,27; Offb 20,11–15).
Im ersten Johannesbrief lesen wir, »dass Gott Licht ist, und in ihm ist keine Finsternis« (1,5). Gott ist der absolut Reine und Vollkommene (Mt 5,48), und die Engel be kunden: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth« (Jes 6,3). Er ist der »Vater des Lichts« (Jak 1,17), und so kann das Böse niemals von ihm kommen. Die Herkunft des Bö sen bringt die Bibel in Zusammenhang mit dem Fall Sa tans, der einst ein Cherub, ein Lichtengel, war und »gleich dem Allerhöchsten« (Jes 14,14) sein wollte. In Hesekiel 28,15ff. ist sein Stolz und Fall beschrieben:
»Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis dich deine Missetat gefunden hat. Denn du bist inwendig voll Frevels geworden vor deiner großen Hantierung und hast dich versündigt. Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen Steinen verstoßen. Und weil sich dein Herz erhebt … darum will ich dich zu Boden stürzen.«
Dadurch, dass das erste Menschenpaar auf die Versuchung einging, gerieten sie selbst unter die Knechtschaft der Sün de. Das Böse hatte somit Eingang in diese Schöpfung gefunden. Offenbar ist dem Satan hierdurch der Herrschaftseinbruch in diese Welt gelungen: »Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel« (Eph 6,12).
Lernen ist definitionsgemäß die Aufnahme unbekannten Wissens. Da Gott alle Dinge weiß (Ps 139,2; Joh 16,30), gibt es für ihn nichts Neues, das er noch lernen könnte. Als Herr über Raum und Zeit ist ihm Vergangenes wie Zukünftiges in gleicher Weise bekannt. Wir hinge gen bleiben Lernende. In der Bibel teilt uns Gott in seiner Allwissenheit kommende Ereignisse in prophetischer Schau mit.
Die Ankündigung des Kommens Jesu in diese Welt gehört zu den markantesten prophetischen Aussagen. In de taillierter Weise sagt das AT seinen Geburtsort Bethlehem (Mi 5,1 Lk 2,4), seine Abstammungslinie (2Sam 7,16 Mt 1,1–17), die gleichzeitige Sohnschaft Gottes (Ps 2,7; 2Sam 7,14 Hebr 1,5) und des Menschen (Dan 7,13 Lk 21,27), sein Wirken (Jes 42,7 Joh 9), den Grund sei ner Sendung (Jes 53,4–5 Mk 10,45), den Verrat an ihm für 30 Silberlinge (Sach 11,12 Mt 26,15), sein Leiden und Sterben am Kreuz (Ps 22 Lk 24,26) sowie seine Auferstehung (Hos 6,2 Lk 24,46) voraus. Durch den deutlichen Abstand von 400 Jahren zwischen dem letzten Buch des AT und der neutestamentlichen Zeit bekommen die erfüllten Prophetien auf Christus ihr besonders eindrückliches Gewicht hinsichtlich der oben gestellten Frage. Auch außerbiblische Quellen bezeugen das Leben Jesu, wie z. B. der römische Historiker Tacitus, der römische Hofbeamte Sueton unter dem Kaiser Hadrian, der römische Statthalter von Bithynien in Kleinasien, Thallus u. a. Beispielhaft sei hier ein Zitat des bekannten jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus (geb. 37 n. Chr) genannt:
»Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahr heit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf
Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger
nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesagte Propheten dies und tausend
andere wunderbare Dinge von ihm vor her verkündigt hatten.« (Jüdische Altertümer XVIII.3.3)
Gott selbst bestätigt Jesus als seinen Sohn (bei der Taufe: Mt 3,17; auf dem Berg der Verklärung: Mk 9,7), und der Engel kündigt seine Geburt als Sohn des Allerhöchsten an (Lk 1,32). Der Herr Jesus bekennt sich im Verhör vor dem Hohen Rat, dem höchsten Regierungs- und Richterkollegium in Israel (= die Hohenpriester, Ältesten und Schrift gelehrten) unter Vorsitz des Hohenpriesters Kaiphas (Mt 26,63–64; Mk 14,61–62; Lk 22,70) als Gottes Sohn. Ebenso bezeugen die unterschiedlichsten Männer und Frauen der Bibel Jesus als den Sohn Gottes:
• Petrus: »Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn« (Mt 16,16).
• Johannes: »Wer nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott« (1Joh 4,15).
• Paulus: »Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes« (Gal 2,20).
• Martha aus Bethanien: »Ich glaube, dass du bist Chris ‑tus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist« (Joh 11,27).
• Nathanael: »Rabbi, du bist Gottes Sohn!« (Joh 1,49).
• Der römische Hauptmann bei der Kreuzigung: »Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen« (Mt 27,54).
• Der äthiopische Finanzminister: »Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist« (Apg 8,37).
Auch der Teufel weiß um Jesu Sohnschaft Gottes (Mt 4,3+6), und die Dämonen müssen ihn als den Sohn Gottes anerkennen (Mt 8,29).
Dass Jesus der Sohn Gottes ist, war damals den Pharisäern und Hohenpriestern (Mk 14,53–65) und auch dem aufgewiegelten Volk (Joh 19,7) ein Anstoß, und ist bis heute Ju den und Moslems ein Dorn im Auge. Er kann aber nicht unser Retter und Heiland sein, wenn er nur »Bruder« (Schalom Ben Chorin), »Sohn unter Söhnen« (Heinz Zahrnt), ein guter Mensch oder ein Sozialreformer war, sondern nur da durch, dass er wirklich der Sohn des lebendigen Gottes ist (Mt 16,16).
Gott ist mit unserem Denken nicht zu erfassen. Er ist überräumlich, überzeitlich und unausforschlich, darum sind uns alle bildhaften Vorstellungen von ihm schon im 1. Gebot untersagt. Gott hat sich dennoch »nicht unbezeugt gelassen« (Apg 14,17); er hat sich uns offenbart. Er ist der Eine und zugleich der Dreieine.
Gott ist der Eine: Es gibt keinen anderen Gott als nur den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (2Mo 3,6): »Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott« (Jes 44,6). »Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und ist außer mir kein Heiland« (Jes 43,10–11). Darum lautet das Gebot: »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben« (2Mo 20,3). Die Gottesvorstellungen in allen Religionen sind nichtig: »Denn alle Götter der Völker sind Götzen« (Ps 96,5); sie »sind Wind und eitel« (Jes 41,29).
Gott ist der Dreieine: Zugleich begegnet uns Gott als Einheit in drei Personen. Es handelt sich nicht um drei verschiedene Götter, sondern – wie es viele Stellen der Bibel belegen (z. B. 1Kor 12,4–6; Eph 1,17; Hebr 9,14) – um ei nen Dreiklang von Willen, Tun und Wesen Gottes. Von diesem dreieinen Gott wird in dreifacher Weise in personaler Differenzierung geredet: – Gott der Vater – Jesus Chri stus, der Sohn Gottes – und der Heilige Geist. Im Taufbefehl nach Matthäus 28,19 tritt dies am ausdrücklichsten und deutlichsten hervor Der in der Bibel nirgends vorkommen de Ausdruck der »Dreieinigkeit« (Trinität; lat. trinitas = Dreizahl) ist der menschliche Versuch, dies göttliche Geheimnis mit einem Wort zu fassen.
In Jesus wurde Gott Mensch: »Das Wort ward Fleisch« (Joh 1,14). Gott wurde sichtbar, hörbar, tastbar (1Joh 1,1) und im Glauben greifbar (Joh 6,69). Den Herrn Jesus hat Gott zu uns gesandt, und »ihn hat Gott für den Glauben hin gestellt« (Röm 3,25). So steht Jesus in einer besonderen funktionalen Zuordnung für uns. Den rettenden Glauben haben wir nur, wenn wir an Jesus gläubig sind. Er ist für uns ans Kreuz gegangen, er hat unsere Schuld gesühnt, er hat uns teuer erkauft (1Petr 1,18), und darum müssen wir ihn anrufen, um ge rettet zu werden (Röm 10,13). Durch Jesus haben wir Zugang zum Vater (Joh 14,6) und dürfen als Kin der »Abba, lieber Vater« (Röm 8,15) sagen. Jesus ist der Sohn Gottes, er ist mit dem Vater wesensgleich: »Ich und der Vater sind eins« (Joh 10,30), darum konnte er sagen: »Wer mich sieht, sieht den Vater« (Joh 14,9). Thomas be kennt gegenüber dem Auferstandenen: »Mein Herr und mein Gott!« (Joh 20,28). Die Gottheit Jesu und die Wesensgleichheit mit dem Vater kommen weiterhin durch folgende gleiche Titel und Tätigkeiten zum Ausdruck: Schöpfer (Jes 40,28 Joh 1,3), Licht (Jes 60,19–20 Joh 8,12), Hirte (Ps 23,1 Joh 10,11), Erster und Letzter (Jes 41,4 Offb 1,17), Sündenvergeber (Jer 31,34 Mk 2,5), Schöpfer der Engel (Ps 148,5 Kol 1,16), Anbetung durch Engel (Ps 148,2 Hebr 1,6). Die Gleichheit Jesu mit dem Vater betont auch Philipper 2,6. Bei seiner Menschwerdung nahm er die Knechtsgestalt eines Menschen an. Hier stand er in der völligen Abhängigkeit und im Gehorsam zum Vater Im Zusammenhang mit der Menschwerdung Jesu ist somit eine deutliche Rangfolge zwischen dem Vater und dem Sohn erkennbar: Wie der Mann das Haupt der Frau ist, so ist Gott Christi Haupt (1Kor 11,3). Nun aber sitzt der Herr Jesus zur Rechten Gottes und ist das Ebenbild seines Wesens (Hebr 1,3). Der Vater hat dem Sohn alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben (Mt 28,18), auch das Ge richt hat er ihm übereignet (Joh 5,22), denn alles hat er unter seine Füße getan (1Kor 15,27). Schließlich heißt es: »Wenn aber alles ihm (= Jesus) untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf dass Gott sei alles in allem« (1Kor 15,28).
Der Heilige Geist begegnet uns ebenso als göttliche Person, jedoch in anderen Funktionen als der Sohn Gottes. Er ist unser Tröster (Joh 14,26) und Anwalt, er erschließt uns die Wahrheit der Bibel (Joh 14,17), er vertritt uns vor Gott mit dem rechten Gebet (Röm 8,26), und ohne ihn können wir Jesus als unseren Retter und Herrn (1Kor 12,3b) über haupt nicht erkennen.
Gebet: Jesus hat seine Jünger und damit auch uns das Gebet zum Vater gelehrt (Mt 6,9–13), und als der Apostel Johannes vor der Macht des Engels erschrocken zu Boden fällt und ihn anbeten will, wehrt der Bote Gottes entschieden ab: »Ich bin dein Mitknecht … Bete Gott an!« (Offb 22,9). Ebenso ist das Gebet zu Jesus Christus nicht nur möglich, sondern seit seinem Kommen in diese Welt sogar geboten. Er selbst sagte den Jüngern: »Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen« (Joh 16,24), und: »Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun« (Joh 14,14). Kolosser 3,17 fasst all unser Reden und Tun – und damit auch das Gebet zu Christus – zusammen: »Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesus und danket Gott, dem Vater, durch ihn.« Jesus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (1Tim 2,5), und darum dürfen wir uns im Gebet an ihn wenden. Der erste Märtyrer, Stephanus, wird uns vorbildhaft als ein Mann »voll heiligen Geistes« (Apg 7,55) geschildert. Sein Gebet zu Jesus ist uns überliefert: »Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!« (Apg 7,59). Auch während der Erdenzeit wurde der Herr Jesus als Gott an gebetet, und er akzeptierte dies: Der Aussätzige (Mt 8,2), der geheilte Blindgeborene (Joh 9,38) und die Jünger (Mt 14,33) fielen vor ihm nieder. Dies ist nach der Bibel der höchste Ausdruck der Anbetung und Huldigung. Für das Gebet an den Heiligen Geist (z. B. in dem Kirchenlied »Nun bitten wir den Heiligen Geist um den rechten Glauben allermeist« von Berthold von Regensburg) finden wir in der Bibel jedoch keinen Hinweis.
Das Gebet kennt also nach der Bibel nur zwei Adressen: Gott den Vater und Jesus Christus, den Sohn Gottes.
Wir wollen hier die Frage nach der biblischen Wahrheit an einem ausgewählten Beispiel zeigen, das den Vorteil hat, mathematisch nachvollziehbar zu sein. Die Bibel enthält 6408 Verse mit prophetischen Angaben, von denen sich 3268 bisher so erfüllt haben, während die restlichen Prophetien noch zukünftige Ereignisse betreffen. Keine Voraussage ist verändert eingetroffen. Das gibt es in keinem anderen Buch der Weltgeschichte. Hier haben wir einen – auch mathematisch ausdrückbaren – Wahrheitsgehalt vor uns, der nirgends seinesgleichen hat. Wir wollen nun die Frage stellen, ob es möglich ist, dass sich so viele Prophetien zufällig erfüllen können, d. h., ob ihr Eintreffen ohne das Wirken Gottes erklärbar ist. Dazu werden wir uns nun der Wahrscheinlichkeitsrechnung bedienen. In dem folgenden Berechnungsmodell wird nicht berücksichtigt, dass manchmal mehrere Verse der Bibel dazu dienen, eine einzige Prophetie zu beschreiben und zum anderen ein Vers auch mehrere Prophetien enthalten kann. Ebenso geht der Tatbestand, dass manche prophetische Aussage mehrfach erwähnt wird, nicht in die Rechnung ein. Diese Modellvereinfachung wird jedoch durch den folgenden Ansatz für die Grundwahrscheinlichkeit bei Weitem ausgeglichen.
Nimmt man die sehr hohe Grundwahrscheinlichkeit von p = 0,5 für die zufällige Erfüllung einer Einzelprophetie an, so lässt sich die Gesamtwahrscheinlichkeit w für die 3268 bisher erfüllten Prophetien mathematisch exakt errechnen. Diese beträgt w = 2–3268 = 1,714 · 10–984. Die prophetischen Aussagen sind derart, dass das Eintreten des jeweilig beschriebenen Ereignisses mathematisch mit 1 : 1000 bis 1 zu mehreren Millionen anzusetzen wäre. Mit dem Ansatz 1 : 2 (= 0,5) liegen wir damit auf der absolut sicheren Seite. Zum Zahlenvergleich für w wollen wir einige ausgedachte Lottosysteme betrachten. Wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Volltreffer im kommerziellen Zahlenlotto »6 aus 49« – d. h. aus 49 Feldern mit fortlaufender Nummerierung – etwa 1 : 14 Millionen beträgt, so wollen wir die Frage stellen: Auf wie viel Felder dürfte ein zweiter Lottoschein erweitert werden, bei dem ebenfalls 6 richtige Zahlen für einen Volltreffer zu benennen sind, um gerade auf jene Wahrscheinlichkeit zu kommen, die sich für die zufällige Erfüllung von 3268 Prophetien ergäbe? Was würden wir schätzen?
a) die Größe einer Tischtennisplatte?
Auf einer Fläche von A = 1,525 · 2,74 m² = 4,1785 m² sind L = 167 140 Einzelfelder von der Größe, wie sie auf einem handelsüblichen Lottoschein anzutreffen sind, möglich.
b) die Größe eines Fußballfeldes? Bei A = 7350 m² sind L = 459 375 000 Einzelfelder möglich.
c) oder gar die Oberfläche der gesamten Erdkugel? Bei A = 510 Mill. km2 sind L = 31,3653 · 1018 Einzelfelder möglich, wobei 1018 eine Trillion oder eine Million Billiarden bedeutet.
Rechnet man die Wahrscheinlichkeiten aus, um bei L durchnummerierten Feldern sechs Richtige zu ziehen, so ergeben sich für die obigen Flächen folgende Werte:
a) w = 1 : 0,4 · 1030 (bzw. 2,5 · 10–30)
b) w = 1 : 1,3 · 10 49 (bzw. 7,69 · 10–50)
c) w = 1 : 1,3 · 10114 (bzw. 7,69 · 10–115)
Wir sehen anhand der Zahlen für w, dass die Vergleiche a) bis c) völlig unzureichend sind. Das mathematische Ergebnis für die Felderzahl ist geradezu atemberaubend! Wir müssten zu ihrem Größenvergleich die Gesamtzahl aller Atome des Universums zu Hilfe nehmen, und diese ist mit 1080 selbst nicht mehr vorstellbar. Es ist eine 1 mit 80 Nullen oder die Zahl 10 Milliarden achtmal mit sich selbst multipliziert. Auf die errechnete transastronomische Zahl von 2,74 · 10164 Feldern jenes Superlottoscheins kommt man allerdings erst durch einen weiteren, unsere Vorstellungen noch einmal übersteigenden Vergleich: Stellt man sich so viele Universen gleicher Größe vor, wie unser Universum Atome hat, dann ist die Gesamtzahl der Atome aller dieser gedachten Universen immer noch um den Faktor 27 400 kleiner als der benötigte Lottoschein Felder haben dürfte [G1, 185].
Nach den obigen Betrachtungen können wir nur eine vertretbare Konsequenz ziehen: Die Prophetien sind göttlicher Art, sie können von keinem Menschen stammen. So führen uns die Berechnungen zu einem Ergebnis, das Jesus in dem bekannten Gebet zum Vater (oft fälschlicherweise als »Hohepriesterliches Gebet« bezeichnet, obwohl es sich hier nicht um einen hohepriesterlichen Dienst, d. h. Sühnung der Sünden des Volkes, handelt) auf die knappe Formel bringt: »Dein Wort ist die Wahrheit!« (Joh 17,17). Die Bibel kann somit nicht von menschlicher Herkunft sein, sondern es gilt: »Alle Schrift ist von Gott eingegeben« (2Tim 3,16). Gott benutzte auserwählte Menschen, denen er die für uns wichtige Information gab, damit sie diese – ohne dabei ihre Person, ihr Wesen und ihre Empfindungen auszuklammern – für uns aufschrieben. Weiteres zu dieser Frage ist in drei Unterkapiteln im Anhang »Basissätze zur Bibel« zu finden: I.1 Zu ihrer Herkunft; I.2 Zu ihrem Wahrheitsgehalt; I.3 Zur Prüfung ihrer Wahrheit.
Ob ein mathematisch formulierter physikalischer Ablauf oder eine beschriebene chemische Reaktion unter definierten Bedingungen stattfindet oder nicht, kann nicht in einer Diskussionsrunde entschieden werden, sondern im prüfbaren Experiment. Im Gegensatz zu allen anderen Schriften der Ideologien und Religionen nennt die Bibel Methoden, wie ihre Wahrheit durch Experiment ermittelt werden kann. Wer nicht nur philosophierend fragt, sondern zu einer echten Überzeugung kommen will, ist zu einem Experiment eingeladen, für das sich Gott selbst verbürgt:
»Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, auf dass du haltest und tuest allerdinge nach dem, was darin geschrieben steht. Alsdann wird es dir gelingen in allem, was du tust, und wirst weise handeln können« (Jos 1,8).
Dieses Experiment besteht danach aus drei Teilschritten:
1. Experimentbeschreibung kennenlernen: Zunächst geht es darum, sich durch intensives Lesen mit dem Inhalt der Bibel vertraut zu machen.
2. Ausführung des Experiments: Im zweiten Schritt sind alle erkannten Anweisungen in die Tat umzusetzen.
3. Prüfung der experimentellen Daten: Alle Menschen wünschen sich ein gelungenes Leben in Ehe und Familie, Beruf und Freizeit. Die Fragen an die Ratgeber in der Regenbogenpresse legen ein beredtes Zeugnis davon ab. Kein psychologischer Eheberater, kein Industriemanager und kein politischer Berater verfügt über ein absolutes Erfolgsrezept. Nur die Bibel verspricht unter den obigen Bedingungen Gelingen und weises Handeln im Leben.
Wer dieses Experiment durchführt, kommt immer zu einer positiven Bilanz. Es gibt weder Verlust noch Risiko, also keinen verlorenen Einsatz wie beim Lottospiel oder Zinsverlust wie bei Krediten. Wer es mit der Bibel wagt, hat es mit Gott zu tun, und wird dadurch einen großen Gewinn haben. (Weitere Prüfmöglichkeiten sind im Anhang »An merkungen zur Bibel«, Teil I.3 »Zur Prüfung ihrer Wahr heit« aufgeführt.)
Die Bibel unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht grundlegend von allen sonstigen Büchern der Weltgeschichte, sodass sie ein einzigartiges, einmaliges und unvergleichliches Werk darstellt:
Trotz über 1000-jähriger Entstehungsdauer weist die Bibel eine einzigartige Kontinuität auf: Die Bibel wurde in einer Zeitspanne von über 1500 Jahren von etwa 45 Schreibern unterschiedlicher Herkunft und Berufe geschrieben. Hier zu gehören z. B. der Universitätsabsolvent Mose, der militärische Oberbefehlshaber Josua, der Ministerpräsident Daniel, der Mundschenk Nehemia, der König David, der Hirte Amos, der Fischer Petrus, der Zöllner Matthäus, der Arzt Lukas und der Zeltmacher Paulus. Die Bibelteile entstanden mitunter an ungewöhnlichen Orten, wie in der Wüste (Mose), im Kerker (Jeremia), im Palast (Daniel), auf Reisen (Lukas) oder in der Verbannung (Johannes) und bei allen nur denkbaren Gemütsverfassungen der Schreiber wie Freude und Liebe, Angst und Sorge, Not und Verzweiflung. Trotz der sonst nirgends anzutreffenden Spannweite von 60 Generationen hinsichtlich ihrer zeitlichen Entstehung und der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ihrer Autoren ist die Bibel von einer einheitlichen, fein aufeinander abgestimmten Thematik. Die Schreiber behandeln Hunderte von Themen mit besonders auffälliger Harmonie und Kontinuität. Würden Menschen ohne das Wirken Gottes aus so weit entlegenen Zeitepochen und mit so divergierenden Persönlichkeitsstrukturen eine solche Themenspanne bearbeiten, so wäre erfahrungsgemäß keine Einheit zu erwarten. Ins besondere zieht sich die biblische Lehre über Gott sowie seine Heilsgeschichte mit den Menschen wie ein roter Faden durch die ganze Bibel.
Die Bibel enthält eine so weite Palette literarischer Gattungen wie sie in keinem anderen Buch anzutreffen ist (siehe Satz B58 im Anhang, Teil I). Hingegen fehlen diejenigen Textarten, die nicht der Wahrheit verpflichtet sind wie z. B. Märchen, Legende und Sage. Ebenso wenig findet man solche Über- oder Untertreibungen, wie wir sie von Satiren, Glossen, Heldenreden oder Komödien kennen.
Die Bibel ist von einer beachtenswerten Vielseitigkeit geprägt. Sie ist zugleich Glaubens‑, Gesetz- und Geschichtsbuch. Sie liefert die Grundlagen zahlreicher Wissensgebiete und enthält tausenderlei Lebensregeln für die verschiedensten Situationen. Sie ist der beste Eheberater und be schreibt, wie wir uns zu Eltern und Kindern, zu Freunden und Feinden, zu Nachbarn und Verwandten, zu Fremden, zu Gästen und Glaubensgenossen verhalten sollen (ausführ licher in Frage FL3 behandelt). Sie spricht über die Her kunft dieser Welt und allen Lebens, über das Wesen des Todes und über das Ende der Welt. Sie zeigt uns das Wesen Gottes des Vaters, seines Sohnes Jesus Christus und die Wirkungen des Heiligen Geistes.
Die Bibel ist das einzige Buch mit ausschließlich zuverlässigen prophetischen Aussagen. Diese sind göttlichen Ursprungs (1Sam 9,9; 2Sam 24,11; 2Petr 1,20–21) und darum auch in keinem anderen Buch der Weltgeschichte zu finden (auch nicht im Koran oder in den Aufzeichnungen des französischen Okkultisten Nostradamus). Die Zeitspannen zwischen Niederschrift und Erfüllung sind so groß, dass auch strengste Kritiker nicht einwenden könnten, die Prophetien seien erst gegeben, nachdem die Ereignisse schon ein getreten waren (ausführlicher in [G1, 159–199]).
Der zeitliche Aussagerahmen der Bibel findet nirgends seinesgleichen. Die Bibel erstreckt sich in ihren Aussagen vom Anfangspunkt der physikalischen Zeitachse (Schöpfung) bis zu ihrem Endpunkt (Offb 10,6b) hin. Kein sonstiges Buch vermittelt etwas Gewisses über den Beginn der Zeit und vermag die Ereignisse um den Endpunkt der Zeitachse zu beschreiben. Darüber hinaus spricht die Bibel von der Ewig keit, jener Wirklichkeit, in der unsere einengenden Zeitge setze keine Gültigkeit mehr haben.
Keine Aussage der Bibel hat sich als falsch erwiesen. Nie mussten wissenschaftliche Bezüge der Bibel aufgrund von Forschungsergebnissen revidiert werden. Hingegen gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass naturwissenschaftliche Be schreibungen in der Bibel erst etliche Jahrhunderte nach ihrer Niederschrift durch die Forschung bestätigt wurden (z. B. Zahl der Sterne: [G7, 15–23]; Gestalt der Erde: [Gl, 59–60]).
Kein sonstiges Buch beschreibt den Menschen so realistisch wie die Bibel. Es gibt keine komödienhaften Übertreibungen, keine retuschierten Biographien und kein glorifizierendes Heldentum, das die negativen Seiten der Menschen verbirgt oder verschleiert. So bleiben in der Bibel die Sünden der Erzväter (1Mo 12,11–13), der Ehebruch Davids (2Sam 11) und die Unordnung in den Gemeinden (1Kor 1,11; 2Kor 2,1–4) nicht unerwähnt.
Wie kein anderes Buch erfasst die Bibel zukünftige Erscheinungen, die bei damaligem Wissensstand kein Mensch erah nen konnte (z. B. Spacelabs, Orbitalstationen: Ob 4) und schließt in ihre Lehre Situationen ein, die erst viele Jahr hunderte später aufgetreten sind (z. B. Drogenkonsum: 2Kor 6,16–17; Gentechnologie: siehe Frage FL10).
Schon diese acht genannten Besonderheiten weisen die Bibel als ein herausragendes Buch aus, dem kein anderes auch nur annähernd vergleichbar wäre. Der Historiker Philip Schaff beschreibt die Einzigartigkeit der Schrift und den, über den sie spricht, sehr treffend:
»Dieser Jesus von Nazareth besiegte ohne Geld und Waffen mehr Millionen Menschen als Alexander, Cäsar, Mohammed und Napoleon; ohne Wissenschaft und Gelehrsamkeit warf er mehr Licht auf göttliche und menschliche Dinge als alle Philosophen und Gelehrten zusam men; ohne rhetorische Kunstfertigkeit sprach er Worte des Lebens, wie sie nie zuvor oder seither ge sprochen wurden, und erzielte eine Wirkung wie kein anderer Red ner oder Dichter. Ohne selbst eine einzige Zeile zu schreiben, setzte er mehr Federn in Bewegung und lie ferte Stoff für mehr Vortragen, Reden, Diskussionen, Lehrwerke, Kunstwerke und Lobgesänge als das gesamte Heer großer Männer der Antike und Moderne.« (J. McDowell: Die Bibel im Test, S. 54)
Wenn auch die Bibel hinsichtlich der Zahl ihrer Wörter und Buchstaben exakt erfassbar ist (z. B. die englische King James Version: 783 137 W. und 3 566 480 B.), so ist doch die Fülle ihrer Gedanken unzählbar. Kein Menschenleben reicht aus, um den kompletten Gedankenschatz zu heben (Ps 119,162). Die Bibel können wir darum als einziges Buch beliebig oft lesen, ohne dass sie langweilig wird. Mit jedem Lesen er schließen sich neue Gedankengänge und Querverbindungen zu anderen Texten. Wir kommen zu einer wichtigen Schlussfolgerung: Die Bibel ist das einzige göttliche Buch. Ihre Wahrheit ist von Gott verbürgt und autorisiert (Ps 119,160; Joh 17,17).
Die Bibel verwendet keineswegs Weltbilder der damaligen Zeit (siehe auch B59, S. 149–151). Es ist umgekehrt: Die liberale Theologie interpretiert in die biblischen Texte die Vorstellungen des Alten Orients hinein. Mit einem solchen der Bibel unterstellten Weltbild arbeitet A. Läpple, wenn er ihre Entstehung als rein menschliches Wollen ansieht:
»Die Erde dachte man sich als runde, flache Scheibe. Sie nimmt den Mittelpunkt der Schöpfung ein und wird von den unteren Wassern umflossen, der Urflut oder dem Urozean … Über die Erdscheibe spannt sich als Überdachung das Firmament, an dem Sonne, Mond und Ster ne gleich Lampen angebracht sind. Über dem Firmament befinden sich die ›oberen Wasser‹, die durch Fenster oder Schleusen als Regen auf die Erde strömen können.« (»Die Bibel – heute«, München, S. 42)
Nur wenige Verse der Bibel reichen aus, um solche Voreinstellungen zu entkräften und um zu zeigen, wie wirklichkeitstreu biblische Aussagen waren, bevor die heute nachgewiesene Gestalt der Erde allgemeine Erkenntnis war:
In Hiob 26,7 lesen wir: »Er spannt den Norden aus über der Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts« (Elberfelder Übers.). Die Erde schwimmt weder auf einem Urozean noch ist sie auf eine feste Unterlage gestellt, vielmehr schwebt sie frei in einem sie umgebenden Hochvakuum. Auch über die Erdgestalt äußert sich die Bibel in direkten und indirekten Bezügen, obwohl dies nicht die primäre Mitteilungs absicht ist: »Er ist es, der da thront über dem Rund (hebr. chug = Kreis oder Kugel) der Erde« (Jes 40,22; Menge).
Die sphärische Gestalt der Erde kommt auch deutlich zum Ausdruck in den Texten zur Wiederkunft Jesu. Da der Herr plötzlich (Mt 24,27) und für alle Menschen gleichzeitig sichtbar (Offb 1,7) erscheinen wird, ist es bei seinem Kommen für die Menschheit auf der einen Erdhälfte Tag und für die auf der entgegengesetzten Seite Lebenden Nacht. Genau das bringt der Text in Lukas 17,34+36 als Nebeneffekt zum Ausdruck: »In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verworfen werden. Zwei werden auf dem Felde sein; einer wird angenommen, der andere wird verworfen werden.« Die gleichzeitig auf der Erde gegebene Tag- bzw. Nachtsituation ist durch Feldarbeit bzw. Nachtruhe markiert und hängt nur davon ab, an welcher Position der rotierenden Erde man sich dann gerade befindet. Auch Sacharja (Kap. 14,7) bezeugt das Kommen des Herrn nicht im Weltbilddenken seiner Zeit, sondern wirklichkeitsgetreu: »Und wird ein Tag (= Datum) sein, der dem Herrn bekannt ist, weder Tag noch Nacht (= dann sind Tag und Nacht aufgehoben); und um den Abend wird es licht sein.«
Im NT finden wir zwei Aussagen, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen:
a) Rettung durch Glauben: »So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben« (Röm 3,28).
b) Rettung durch Werke: »So sehet ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein« (Jak 2,24).
Nach den zentralen Aussagen des NT hat der Glaube an den Herrn Jesus Christus rettende Kraft (Joh 3,16; Mk 16,16; Apg 13,39; Apg 16,31).
Dieser rettende Glaube besteht nicht in einem Fürwahrhalten biblischer Fakten, son dern in der personalen Bindung an den Sohn Gottes: »Wer den Sohn hat, der hat das Leben« (1Joh 5,12). Wer sich zum Herrn Jesus bekehrt, erfährt dadurch die größte Veränderung des Lebens. An seinem Lebensstil und an seinen Taten wird es für jedermann offenbar: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten« (Joh 14,15) – »ihr werdet meine Zeugen sein« (Joh 15,27) – »handelt damit, bis dass ich wiederkomme« (Lk 19,13) – »dienet dem Herrn« (Röm 12,11) – »liebet eure Feinde« (Mt 5,44) – »vergeltet nicht Böses mit Bösem« (Röm 12,17) – »gastfrei zu sein, vergesset nicht« Hebr 13,2) – »wohlzutun und mitzuteilen, vergesset nicht« (Hebr 13,16) – »weide meine Schafe!« (Joh 21,17). Der Dienst im Namen Jesu unter Einsatz der an vertrauten Gaben ist eine unbedingte Folge des rettenden Glaubens. Dieses Handeln wird im NT als Frucht oder Werk des Glaubens bezeichnet. Wer nicht wirkt, geht demnach verloren: »Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen« (Mt 25,30). Im Gegensatz zu den Werken des Glaubens handelt es sich bei den Werken des Gesetzes (Gal 2,16) oder den toten Werken (Hebr 6,1; Hebr 9,14) um die Werke dessen, der noch nicht glaubt. Auch hier gilt: Wenn zwei das glei che tun, ist es noch längst nicht dasselbe. Der Textzusammenhang von Jakobus 2,24 – siehe obige Aussage b) – zeigt, dass der Glaube Abrahams konkrete Taten nach sich zog: Er war Gott gegenüber gehorsam, indem er aus seinem Vaterland auszog (1Mo 12,1–6) und bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern (Jak 2,21). Ebenso ist das Werk der (ehe maligen) Hure Rahab (Jak 2,25), nämlich die Rettung der israelischen Kundschafter in Kanaan, eine Folge ihres Gottesglaubens (Jos 2,11). So wird hieran deut-lich: Zum Glau ben gehören untrennbar die Werke. Genau so wie der menschliche Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne die daraus folgenden Taten tot (Jak 2,26). Die obigen Verse a) und b) bilden also keinen Widerspruch; wir haben es hier mit einem Fall komplementärer Aussagen zu tun, die sich ergänzen (siehe Auslegungsgrundsätze A3 und A14 im Anhang, Teil II).
Die Methode der Kreuzigung wird im AT nicht direkt erwähnt, wohl aber werden mehrere Details prophetisch genannt, die allein auf die Kreuzigung zutreffen wie z. B. in Psalm 22,17: »Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.« Paulus bezieht die alttestamentliche Aussage »Ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott« (5Mo 21,23) auf den gekreuzigten Jesus (Gal 3,13). Die von den Per sern übernommene Hinrichtungsart galt bei den Römern als die »grausamste, entsetzlichste« (Cicero) und »schändlichste« (Tacitus). Das Kreuz lag im Plan Gottes; Jesus »er duldete das Kreuz und achtete der Schande nicht« (Hebr 12,2). »Er ward gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz« (Phil 2,8). Ob eine andere Methode des Todes – etwa durch Steinigen, Enthaupten, Vergiften, Ertränken – auch denkbar wäre, ist durch die Analogie von Fall und Erlösung auszuschließen: An einem Baum (1Mo 2,17: Baum der Erkenntnis) kam die Sünde in die Welt; an einem Baum muss te sie getilgt werden: Das Kreuz von Golgatha ist der Baum des Fluches (Gal 3,13): Jesus stirbt ehrlos und aus jeder menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen: Er ist verflucht.
Das Mose-Gesetz spricht über den Sünder den Fluch aus. Dieser liegt seit dem Sündenfall auf allen Menschen. Jesus hat den Fluch Gottes über die Sünde an unserer Statt auf sich genommen. Das Wort vom Kreuz ist nun die befreien de Botschaft für alle Menschen, die durch ihre Sünde prinzipiell unter dem Fluch stehen.
Papst Johannes Paul II. bezeichnete Auschwitz einmal als das Golgatha des 20. Jahrhunderts. In diesem Sinne gibt es heute eine theologische Richtung, die Jesus in Solidarität sieht mit anderen Leidenden, Gefolterten und Ermordeten, die wie er gelitten haben und eines grausamen Todes gestorben sind. Aber: Der Kreuzestod Christi darf nie und nimmer mit dem Tod anderer Menschen, sein Kreuz auch nicht mit den vielen anderen Kreuzen, die um Jerusalem oder Rom standen, verglichen werden. Es hat, weil es das Kreuz des Christus, des Gottessohnes, ist, eine andere »Qualität« als alle anderen Kreuze. Er durchlitt nicht nur die Ungerechtigkeit der Mächtigen in dieser Welt, sondern als Einziger den Zorn Gottes über die Sünde. Nur er allein war das Opferlamm, das stellvertretend »für viele« das Gericht Gottes trug. »Das Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) ist seit dem das Zentrum aller christlichen Verkündigung. Paulus hat darum nur eines mitzuteilen: »allein Jesus Christus, den Gekreuzigten« (1Kor 2,2). A. M. Hull zeigt uns die Kreuzesbedeutung in einem bekannten Erweckungslied:
»Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu derselben Stund; drum blick nur auf ihn, den der Vater geschickt, der einst auch für dich ward verwundt.«
Der Rettungsplan Gottes für den gefallenen Menschen existierte schon vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4), weil Gott durch die Gabe der Freiheit an den Menschen nicht nur den Sündenfall einkalkuliert, sondern sogar vor ausgesehen hat. Gott hätte die Rettung durch den Herrn Jesus im Prinzip sowohl unmittelbar nach dem Sündenfall als auch erst am Ende der Weltgeschichte durchführen können; wichtig ist nur, dass es einmal geschieht (Hebr 9,28). Im ersten Fall wäre der Preis der Sünde schon im Voraus erbracht; im zweiten Fall geschähe es rückwirkend. Aus dem kaufmännischen Geschehen kennen wir ebenso beides: Vorauszahlung und spätere Zahlung. Gott hat in seiner Weis heit den »optimalen Zeitpunkt« festgelegt. Im Blick darauf heißt es im Galaterbrief (4,4): »Als aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn.« Menschen, die vor dem Kommen Jesu lebten und die damaligen Weisungen Gottes zum Heil beachteten, sind ebenso durch das Opfer von Golgatha gerettet wie diejenigen, die danach geboren sind und das Evangelium annehmen (Hebr 9,15). Den zeitlichen Aspekt des für uns schon geschehenen Heilsereignisses bringt Römer 5,8 zum Ausdruck: »Gott erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.«
Zur Zeit Abrahams oder Hiobs gab es noch nicht die Gebote. Diese Männer handelten nach ihrem Gewissen und vertrauten Gott. Das rechnete er ihnen zur Gerechtigkeit (Röm 4,3). Zur Zeit Davids gab es längst die Gebote vom Sinai. Sie waren der Maßstab, um vor Gott gerechtfertigt zu sein; Sünden wurden durch Tieropfer zugedeckt. Die Opfertiere konnten jedoch keine Sünde tilgen (Hebr 10,4); sie waren lediglich der Hinweis auf das kommende Opfer Jesu. Aus diesem Grunde wird er auch als das »Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt« (Joh 1,29), bezeichnet. Durch ihn erst gab es die endgültige Deckung der Schuld. Wir leben in der Zeit des bereits erfüllten Opfers. Damit sind die Schattenbilder (Tieropfer) abgetan, und wir empfangen Vergebung aufgrund des bereits erbrachten Opfers.
Aufgrund des Kreuzestodes Jesu bietet Gott allen Menschen das Heil an, darum konnte Paulus auf dem Aeropag so allumfassend predigen: »Die Zeit der Unwissenheit zwar hat Gott übersehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun« (Apg 17,30). Es muss nun niemand mehr wegen seiner Sündenlast verloren gehen. Jeder Sünder kann begnadigt werden. Wenn so gar einem Paulus, der die Gemeinde Jesu ausrotten wollte, vergeben werden konnte, wie viel mehr jedem anderen auch. Von den beiden mit dem Herrn Jesus gekreuzigten Verbrechern wurde nur der eine gerettet, der mit seiner Schuld zu ihm kam. Der andere blieb in der Ablehnung und im Spott zu Jesus und damit auch in seinen Sünden. Daraus sehen wir: Gott verfügt keine Generalamnestie, sondern er handelt nach der freien Willensentscheidung jedes Einzelnen:
»Das (ewige) Leben und den (ewigen) Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das (ewige) Leben, damit du am Leben bleibst« (5Mo 30,19; Menge).
»Wisset wohl: ich (Gott) lasse euch die Wahl zwischen dem Wege, der zum (ewigen) Leben führt, und dem Wege zum (ewigen) Tode« (Jer 21,8; Menge).
Wer die Vergebung wirklich sucht, dem wird sie auch trotz größter Verfehlungen zuteil: »Und wenn eure Sünde blut rot wäre …« (Jes 1,18). Zugespitzt können wir es auch so formulieren: Der Mensch geht nicht an der Sünde verloren, sondern an seinem Willen, d. h. an seiner Unbußfertigkeit. In Gottes Himmel gibt es einmal nur Freiwillige und keine Zwangseinquartierten.
Diese Frage wird sehr häufig gestellt, weil sie uns wirklich zutiefst bewegt, wenn wir echt um die Errettung von Menschen bangen, die uns persönlich nahestehen bzw. ‑standen. Es tun sich in der Tat viele Fragen auf: Was ist mit den Menschen,
• die nur in verwässerter oder entstellter Weise von Jesus Christus gehört haben?
• die in ihren Kirchen als christliche Botschaft ausschließlich diesseitig orientierte, häufig politisch eingefärbte Vorstellungen zu hören bekamen und dann das Thema Christsein ganz abgehakt haben?
• die sich einen christlichen Schein gaben, aber im Kern ihres Lebens anders orientiert waren, als es die Bibel sagt?
• bei denen unsere evangelistischen Bemühungen offenbar ergebnislos blieben, weil wir nicht den Zugang zum Herzen des anderen fanden oder weil der andere das Evangelium nicht gewollt hat?
• die zum bewussten Atheismus oder in Sekten mit falschen Lehren erzogen wurden?
• Was ist mit den vielen jungen Leuten unserer Tage, denen ausgerechnet im Religionsunterricht der Schule eine angebliche Unglaubwürdigkeit der Bibel vermittelt wird und die sich deswegen nie mehr in ihrem Leben mit Fragen des Glaubens beschäftigen?
• Was ist schließlich mit den Menschen, die ohne ihr Verschulden nie die Gelegenheit hatten, im Einflussbereich des Evangeliums zu stehen?
Alle diese Fragen haben viele Grübler auf den Plan gerufen, und so sind die unterschiedlichsten Gruppen zu Antworten gekommen, die sich entweder auf eine Rettung nach dem Tode beziehen oder aber ein Verlorensein generell ausschließen. Nur einige der vielen sich untereinander widersprechenden Ideen wollen wir hier beispielhaft nennen:
Die Allversöhner behaupten, dass schließlich nach einer Zeit begrenzter Gerichte ohne jede Ausnahme alle selig werden: Hitler und Stalin ebenso wie die Nihilisten und die Spiritisten. (Ausführlicher in [G3, 107–108] behandelt.)
Nach katholischer Auffassung kommen die Seelen der Toten, die noch geläutert werden müssen, ins Fegefeuer, ehe sie Zugang zum Himmel haben. Diese Lehre wurde besonders durch Augustinus und Papst Gregor d. Gr. gefördert. Die Annahme, dass die Leiden der ›Armen Seelen‹ im Fegefeuer durch Fürbitte der Lebenden abgekürzt werden können, ließ im Mittelalter das Ablasswesen und das Fest Allerseelen entstehen.
Bei den Mormonen besteht die Möglichkeit, dass sich ihre Mitglieder stellvertretend für Verstorbene taufen lassen können, um dadurch Ungläubige – sogar aus früheren Generationen – zu retten.
Nach der Lehre der Zeugen Jehovas gibt es für die Menschen (außer den 144 000) weder einen Himmel noch eine Hölle. Für ihre Anhänger ist eine runderneuerte Erde statt einer ewigen Gemeinschaft mit Gott dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus im Himmel vorgesehen. Die an deren bleiben im Grab, oder die Toten können durch das sog. »Loskaufopfer« freikommen.
Die Neuapostolische Kirche hat einen »Totendienst« eingerichtet, wonach ihre selbsternannten Apostel bis in die Welt der Toten hineinwirken sollen. Die Vermittlung der diesseits gewirkten Heilsgaben an die Jenseitigen geschieht durch die verstorbenen Apostel, die drüben ihre »Erlösungsarbeit« fortsetzen.
Andere Gruppierungen wiederum vertreten eine Lehre, wonach die an Christus Gläubigen in den Himmel kommen, die Ungläubigen hingegen endgültig vernichtet werden, sodass sie nicht mehr existent sind.
Eine andere Auffassung bezieht sich auf die Textstelle in 1. Petrus 3,18–20, aus der manche Ausleger eine Verkündigung im Totenreich mit dem Ziel der Errettung ableiten. (Ausführlich in [G3, 146–153] behandelt).
Alle diese Auffassungen versuchen – sicherlich in guter Absicht – eine Hoffnung für die eingangs genannten Personengruppen zu geben. Alles Spekulieren hilft uns aber nicht weiter, und so wollen wir den befragen, der uns allein hierin helfen kann: Gott in seinem Wort. So gilt es anhand der biblischen Texte zu prüfen, ob es noch eine Rettungsmöglichkeit nach dem Tode gibt. Da es sich hier bei um eine äußerst wichtige Fragestellung handelt, können wir davon ausgehen, dass Gott uns in der Bibel darin nicht im Un klaren lässt (vgl. Satz B51 im Anhang, Teil I). Ebenso hilft uns allein die Schrift, Irrlehren in ihrem Kern zu erkennen, um nicht durch falsche Lehre verführt zu werden.
Nach dem Tod folgt das Gericht: Im Licht der Bibel er weisen sich alle Vorstellungen, wonach dem Menschen nach dem Tode noch eine Rettungsmöglichkeit angeboten wird, als Irrlichter menschlicher Phantasie, denn »es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht« (Hebr 9,27). Das gilt für Leute, die in irgendeiner Form mit der Botschaft Gottes in Berührung gekommen sind ebenso wie für solche, die es nie gehört haben: »Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden« (Röm 14,10). Dieses Gericht hat Gott dem Sohn über geben. Be urteilt wird nicht, was jenseits der Todesmauer noch geschehen ist, sondern nur das im Hier und Heute Erwirkte »auf dass ein jeglicher empfange, wie er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse« (2Kor 5,10). Von diesem Gerichtstermin ist niemand ausgenommen: Gläubige, Gleichgültige, Freidenker, Verführte, Heiden … kurz: der gesamte Erdkreis (Apg 17,31).
Die Gerichtskriterien: Die Kriterien des göttlichen Gerichts unterliegen keiner Willkür; niemand wird bevorzugt oder benachteiligt (1Petr 1,17; Röm 2,11). Die Maßstäbe hat uns Gott bekanntgegeben. Wir werden ausschließlich nach den biblisch offenbarten Regularien beurteilt: »Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage« (Joh 12,48). So wollen wir die wichtigsten Kriterien aus der Schrift zusammenstellen:
a) Nach Gottes Gerechtigkeit:Wir dürfen gewiss sein: »Gott verdammt niemand mit Unrecht« (Hi 34,12), denn er ist ein gerechter Richter (2Tim 4,8). Hier gibt es keine Verdrehungen und Entstellungen, weil Wahrheit und Gerechtigkeit voll zum Zuge kommen: »Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht« (Offb 16,7).
b) Nach dem Maß des uns Anvertrauten: Kein Mensch ist dem anderen gleich, und jedem ist unterschiedlich viel anvertraut. Die nicht evangelisierten Heiden haben eine geringere Erkenntnis von Gott, nämlich nur aus der Schöpfung (Röm 1,20) und vom Gewissen her (Röm 2,15), als jene Menschen, die das Evangelium hören konnten. Einem Reichen stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, Gutes zu tun und die Ausbreitung des Evangeliums zu unterstützen als einem Armen. Ein mit mancherlei geistigen Fähigkeiten Begabter steht in einer besonderen Verantwortung. Es ist ein Unterschied, ob jemand in einer Diktatur mit zahlreichen Einschränkungen leben musste oder in einem freien Land wirken konnte. Der Herr sagt in Lukas 12,48: »Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.«
c) Nach unseren Werken: Gott kennt die Handlungen eines jeden, und »er wird geben einem jeglichen nach seinen Werken« (Röm 2,6). Werke sind sowohl die ausgeführten Taten (Mt 25,34–40) als auch die unterlassenen (Mt 25,41–46). Die Handlungen aller Menschen sind in den Büchern Gottes verzeichnet und bilden die Grundlage der Bewertung im Gericht (Offb 20,12–13).
d) Nach unserer Frucht: Alles, was wir im Namen Jesu tun (Lk 19,13), – unser Verhalten, unser Wirken – deutet die Bibel als unvergängliche Frucht (Joh 15,16). Diese ist ein grundlegender Beurteilungsmaßstab im Gericht (Lk 19,16–27). Während alle toten Werke verbrennen (1Kor 3,15), wird alles Bleibende belohnt (1Kor 3,14).
e) Nach unserer Liebe: Die Liebe ist eine besondere Frucht, denn sie ist die größte (1Kor 13,13). Sie ist des Gesetzes Erfüllung (Röm 13,10). Gemeint ist hier, was wir in der Liebe zu Gott (Mt 22,37) und in der Liebe zu Jesus (Joh 21,15) getan haben. Die selbstlose Liebe ist zu unterscheiden von der berechnenden Liebe: »Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben?« (Mt 5,46). Der Pharisäer Simon hatte Jesus in sein Haus geladen, aber er gab ihm noch nicht einmal Wasser, um die Füße zu waschen (Lk 7,44). Die Sünderin salbte seine Füße mit kostbarer Sal be. Sie empfing viel Sündenvergebung, darum hat sie dem Herrn viel Liebe erzeigt (Lk 7,47). Die Liebe ist eine Frucht des Geistes (Gal 5,22); sie hat Ewigkeitsbedeutung.
f) Nach unseren Worten: Nach der Aussage Jesu haben un sere Worte ewigkeitsentscheidenden Charakter. Dieser Aspekt im Gericht ist uns vielleicht am wenigsten bewusst: »Ich sage euch aber, dass die Menschen müssen Rechenschaft geben am Tage des Gerichts von einem jeglichen nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden« (Mt 12,36–37).
g) Nach unserer Verantwortlichkeit: Von unserer schöpfungs mäßigen Persönlichkeitsstruktur sind wir auf Verantwortung hin angelegt. Gott hat uns einen großen Freiraum zugebilligt, in dem wir selbst die Verantwortung tragen. Auch im Falle der Verführung sind wir für unser Tun verantwortlich. Obwohl Adams Ungehorsam nicht aus eigenem Willen, son dern durch Verführung geschah, musste er dennoch die Fol gen tragen. Weil Glaubensverführung in Verlorenheit endet, sind die biblischen Mahnungen hier besonders eindringlich (z. B. Mt 24,11–13; Eph 4,14; Eph 5,6; 2Tim 2,16–18). Aus diesem Grunde dürfen die Irrlehren der Sekten in ihrer Auswirkung nicht unterschätzt werden.
h) Nach unserer Stellung zu Jesus Christus: Unser persönliches Verhältnis zu dem Sohn Gottes gibt den alles entscheidenden Ausschlag: »Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm« (Joh 3,36). Die Sünde brachte die Verdammnis über alle Menschen (Röm 5,18). Der einzige Ausweg daraus ist unsere Bindung an Christus: »So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind« (Röm 8,1).
Das Urteil im Gericht: Nach den o. g. Kriterien wird jedermann individuell beurteilt. Es wird kein Aspekt im
Leben eines Menschen übersehen. Wie lautet das Gesamturteil? Es wird eine Zweiteilung der Menschheit geben, die Jesus im Diesseits als Einladung formuliert:
»Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden« (Mt 7,13–14).
Es gibt keinen »goldenen Mittelweg« für die Unentschiedenen und keinen neutralen Aufenthaltsort zwischen Himmel und Hölle. Am Ende – wie schon in diesem Leben erkennbar – wird nur zwischen Geretteten und Verlorenen unterschieden. Der einen Gruppe wird der Herr sagen: »Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt« (Mt 25,34), und die andere bekommt zu hören: »Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid … weichet alle von mir« (Lk 13,25+27). In der letzten Gruppe befinden sich nicht nur die Freidenker und Heiden, sondern auch Menschen, die um die Botschaft Jesu wussten, aber ihm nicht im Gehorsam gedient haben. Er staunt rufen sie aus: »Wir haben vor dir gegessen und ge trunken, und auf unseren Gassen hast du gelehrt« (Lk 13,26).
Unsere Konsequenzen: Nach dem Tode gibt es – biblisch gesehen – keine Rettungsmöglichkeit mehr. Die Entscheidung fällt in diesem Leben, darum sagt der Herr Jesus: »Ringet danach, dass ihr durch die enge Pforte eingehet!« (Lk 13,24). Im Gericht werden die Bücher Gottes mit allen Details über unser diesseitiges Handeln aufgetan (Offb 20,12). Wohl dem, der dann im Buch des Lebens steht. Die nichtchristlichen Religionen haben keine rettende Kraft. Wie viele Menschen gerettet werden, die die Frohe Botschaft nie vernahmen, sich aber nach Gott ausgestreckt (Apg 17,27) und nach dem ewigen Leben getrachtet haben (Röm 2,7), wissen wir nicht. Für uns aber, die wir das Evangelium gehört haben, gibt es einmal keine Entschuldigung und kein Entrinnen (Hebr 2,3), wenn wir an dem Heil vor übergehen. Wir haben die Chance der Rettung gehabt. Wie dieses Heil angenommen werden kann, ist im Anhang (Teil I, Pkt. 10) ausführlich dargelegt.
Keine Religion rettet, auch nicht die christliche, wenn sie sich als Religion gebärdet. Es gibt nur einen Gott, nämlich den, der Himmel und Erde gemacht hat. Nur die Bibel berichtet von diesem Gott. Nur er kann uns darum verbindlich sagen, was zu unserer Rettung dient. Wäre irgendeine Religion in der Lage, uns vor der ewigen Verlorenheit retten zu können, so hätte Gott uns diese genannt. Der Kreuzestod Jesu wäre dann nicht erforderlich gewesen. Da aber das Opfer von Golgatha erbracht wurde, war es zur Rettung unbedingt nötig. Somit gibt uns das Kreuz Jesu den eindeutigen Hinweis, dass es keine billigere Methode gab, um die Sünde vor dem heiligen Gott zu tilgen. Im Kreuzestod Jesu hat Gott unsere Sünde gerichtet, sodass uns nun allein die persönliche Hinwendung zu Jesus Christus und die Übergabe unseres Lebens an ihn retten. In allen Religionen muss sich der Mensch durch eigene Anstrengung selbst erlösen; nach dem Evangelium hat Gott alles durch seinen eigenen Sohn getan, und der Mensch nimmt das Heil nur noch im Glauben in Empfang. Darum heißt es in Apostelgeschichte 4,12 auch so ausschließlich: »In keinem an dern ist das Heil, ist auch kein anderer Name (außer Jesus) unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.« Außer Jesus gibt es keine andere Brücke in den Himmel!
Alle Religionen sind nur glitzernde Fata Morganen in der Wüste einer verlorenen Menschheit. Einem Verdurstenden hilft kein Wahnbild einer Wasserquelle. Ebenso bringt die Toleranzidee gegenüber allen Phantasiegebilden den Menschen letztlich zu Tode (Spr 14,12). Er braucht frisches Wasser. Die Bibel zeigt mit großer Eindeutigkeit auf die einzige reale Oase, auf die einzige Überlebenschance, auf Jesus Christus:
»Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6). »Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus« (1Kor 3,11). »Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht« (1Joh 5,12).
Schon einige markante Unterschiede zwischen den Religionen und dem Evangelium können uns in der Wahrheitsfrage weiterhelfen:
In allen Religionen versucht der Mensch von sich aus Gott zu erreichen, aber kein Sucher kann echt bezeugen: »Ich habe eine persönliche Beziehung zu Gott gefunden, ich habe Frieden im Herzen, meine Schuld ist vergeben, ich habe die Gewissheit des ewigen Lebens.« Im Evangeli um von Jesus Christus wendet sich Gott zu uns. Er über brückt mit dem Kreuz die Kluft der Sünde und schenkt uns Erlösung. Wer dies annimmt, kann bezeugen: »Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben … uns schei den kann von der Liebe Gottes« (Röm 8, 38–39).
Die prophetischen Ankündigungen des Heilsbringers im AT (z. B. 1Mo 3,15; 4Mo 24,17; Jes 11,1–2; Jes 7,14) erfül len sich wortwörtlich. In keiner Religion gibt es derartige Prophetien mit Ankündigung und Erfüllung.
Gott hat alle Religionen als Götzendienst und Zauberei (1Kor 6,9–10; Gal 5,19–21; Offb 21,8) verurteilt. Keine der vielen Religionen hat rettenden Charakter (Gal 5,19–21). Würde es eine solche geben, die retten könnte, dann hätte Jesus uns diese empfohlen, und er hätte nicht den bitteren Kreuzestod sterben müssen. Der Sohn Gottes aber ging ans Kreuz, um die einzige Rettungsmöglichkeit zu erwirken.
Darum sagte er in Konsequenz: »Geht hinaus in alle Welt und verkündigt es allen Menschen!«
Gott beglaubigte das Opfer Jesu Christi durch seine Auferstehung von den Toten (Röm 4,24–25). Es ist das einzige bleibend leere Grab der Weltgeschichte: »Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden« (Lk 24,5–6). Alle Religionsgründer sind gestorben und im Tod geblieben. Nur Jesus konnte sagen: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben« (Joh 14,19).
In allen Religionen versucht der Mensch, sich durch seine Handlungen zu erlösen. Das Evangelium hingegen ist die Tat Gottes (Jes 43,24b; Joh 3,16). Zum Erlösungswerk auf Golgatha kann der Mensch nichts beitragen: Wir sind teuer erkauft (1Kor 6,20).
Die Religionen gehen von einem falschen Menschenbild aus und zeichnen ebenso ein falsches Gottesbild. Nur die Bibel sagt uns, wer wir sind und wer Gott ist. Aus uns selbst sind wir nicht in der Lage, uns so zu verändern, dass es Gott gefallen könnte, denn »wir mangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten« (Röm 3,23).
In keiner Religion verlässt Gott den Himmel, um den Menschen zu erretten. In Jesus wurde Gott Mensch: »Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14).
Jesus Christus ist darum nicht eine Alternative zur Religion. Er ist ihre Absage und Verwerfung. Er ist der einzige Weg nach Hause – zum Vaterhaus Gottes (Joh 14,6).
Unser Leben existiert nicht deshalb, weil wir aus einem evolutiven Prozess hervorgegangen sind, sondern weil es der Wille Gottes war, Menschen zu erschaffen. Die Bibel teilt uns nirgends den Grund für die Schöpfung des Menschen mit, etwa: weil Gott allein war; weil Gott Freude am Schaffen hatte; weil Gott ein Gegenüber haben wollte oder weil Gott Wesen schaffen wollte, um sie zu lieben. In 1. Mose 1,26–27 wird uns der Wille Gottes zur Erschaffung des Menschen und die Ausführung mitgeteilt: »Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei … Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie: einen Mann und eine Frau.« Hieraus wird deutlich: Wir sind gewollte Wesen. Wir sind also weder »kosmische Eckensteher« (F. Nietzsche) noch »Zigeuner am Rande des Universums« (J. Monod), noch irgendwelche Emporkömmlinge aus dem Tierreich, sondern wir entstammen einem direkten Schöpfungsakt Gottes.
Darüber hinaus teilt die Bibel uns mit, dass wir von Gott geliebt sind: »Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte« (Jer 31,3) oder: »Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben« (Joh 3,16). Dieser Vers zeigt uns darüber hinaus an, dass wir für das ewige Leben bestimmt sind.
Wir Menschen sind die einzigen irdischen Wesen, die nach Sinn fragen. Uns bewegen drei Grundfragen: Woher komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Viele haben darüber nachgedacht. Der Karlsruher Philosoph Hans Lenk betont, dass wir von seinem Fachgebiet keinerlei Antworten zu erwarten haben, wenn er schreibt: »Die Philosophie gibt selten endgültige inhaltliche Lösungen; sie ist ein Problemfach, kein Stoff- und Ergebnisfach. Für sie ist u. U. eine neue Problemperspektive viel wichtiger als eine Teillösung einer überlieferten Frage.« Der Dichter Hermann Hesse schreibt: »Das Leben ist sinnlos, grausam, dumm und dennoch prachtvoll – es macht sich nicht über den Menschen lustig, aber es kümmert sich um den Menschen nicht mehr als um den Regenwurm.« Die französische Schriftstellerin des Existenzialismus und Atheistin Simone de Beauvoir verirrt sich in Sinnlosigkeit: »Welchen Sinn hat das Leben, wenn es doch radikal vernichtet wird? Weshalb ist es dann dagewesen? Sinnlos ist letztlich alles: die Schönheit des Lebens, die Taten der Menschen, alles. Das Leben ist absurd.« Auch die Wissenschaften wie Psychologie, Biologie, Medizin können uns keine Antwort geben, weil die Sinnfrage nicht zu ihrem Aussagenfeld gehört.
Manche Leute sehen den Sinn ihres Lebens darin, dass
• sie Gutes tun wollen: Viele hegen diesen humanistischen Gedanken, der noch nicht spezifisch christlich ist. Gutes zu tun ist zwar auch den Christen aufgetragen (Gal 6,10; 2Thess 3,13), aber wer gute Werke tut, ist damit noch kein Christ.
• sie selbst zu Ansehen kommen: Sportler streben nach Weltmeistertiteln und Goldmedaillen. Künstler suchen ihre Anerkennung auf den Bühnen dieser Welt.
• sie sich Unvergängliches schaffen wollen: So meinen sie, in ihren Kindern oder in der Gesellschaft weiterzuleben (z. B. durch Stiftungen, die mit ihrem Namen verbunden sind). Andere wünschen, sich in eigenen Ge dichten, Memoiren oder Tagebüchern zu verewigen.
Wir sollten bedenken: Aller weltlicher Ruhm ist nur zeitlich. Nach unserem Tod haben wir selbst nichts mehr davon, denn wohin wir gehen, da »haben wir kein Teil mehr auf der Welt an allem, was unter der Sonne geschieht« (Pred 9,6).
Wenn unser Leben eine Schöpfung Gottes ist, so kann es nur dann sinnvoll sein, wenn es mit diesem Gott gelebt und von ihm geführt wird. Ein Menschenherz – selbst wenn es alles Glück dieser Welt besäße – bliebe rastlos, leer und un erfüllt, wenn es nicht Ruhe in Gott fände. Darum wollen wir von Gott erfahren, was uns Sinn gibt. In drei Punkten sei dies skizziert:
Gottes Ziel mit unserem Leben ist, dass wir zum Glauben kommen. Ohne den rettenden Glauben an den Herrn Jesus Christus gehen wir verloren. Darum sagte Paulus dem Kerkermeister zu Philippi: »Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!« (Apg 16,31). In diesem Sinn »will Gott, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4). Weil diese Errettung für jedes Menschenleben vorrangig ist, sagte der Herr Jesus dem Gichtbrüchigen als Erstes: »Deine Sünden sind dir vergeben!« (Mt 9,2). Rettung der Seele hat aus der Sicht Gottes Vorrang vor der Heilung des Körpers.
Wenn wir errettet sind, stehen wir im Dienst für Gott: »Dienet dem Herrn mit Freuden!« (Ps 100,2). Als Nachfolger Jesu soll unser Leben so ausgerichtet sein, dass wir auch andere zu Jüngern machen (Mt 28,19).
»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Mt 22,39). Mit diesem Gebot verpflichtet uns Gott zur Liebe nicht nur gegenüber den Fernen in Südafrika und Chile, sondern in erster Linie gegenüber jenen Menschen, die uns unmittelbar an vertraut sind: unser Ehepartner, unsere Kinder, unsere Eltern, unsere Nachbarn, unsere Arbeitskollegen. Dass wir uns selbst lieben, setzt die Bibel als Tatsache voraus, aber dem Nächsten soll diese Liebe ebenso gelten.
Was wir im Glauben unter den zuvor genannten Punkten 2 und 3 gewirkt haben, das bezeichnet die Bibel als die Frucht unseres Lebens. Im Gegensatz zu allen vergänglichen Er folgen ist nur die Frucht bleibend (Joh 15,16). Gott sucht sie am Ende unseres Lebens und fragt uns, was wir mit an vertrauten Pfunden (Leben, Zeit, Geld, Begabungen) er wirkt haben (Lk 19,11–27). Selbst der Becher kalten Wassers, den wir im Namen Jesu gereicht haben, hat dann Ewigkeitsbedeutung (Mt 10,42).
Ehe die Bibel das Wort »Sünde« nennt, führt sie uns deren Wirkungsgeschichte plastisch vor Augen (1Mo 3,1–13). Sie bringt nicht erst die Theorie und dann die Praxis, son dern umgekehrt erst die Praxis und leitet dann daraus das Grundsätzliche ab. Die Sünde fand ihren Eingang in diese Welt durch die Frage des Versuchers: »Sollte Gott gesagt haben?« (1Mo 3,1). Sünde ist damit ein Handeln, das dem Willen Gottes entgegengerichtet ist. Treffliche Spiegel, um die eigene Sündhaftigkeit zu erkennen, sind die Zehn Ge bote (2Mo 20,1–17) und die Bergpredigt Jesu (Mt 5–7). Wenn jemand ohne das Wort Gottes lebt, kennt er somit nicht dessen Willen, und damit lebt er automatisch und permanent in Sünde. Das zuerst in der Bibel vorkommende Wort für Sünde (hebr. chattath) in 1. Mose 4,7 bedeutet Zielverfehlung, ebenso ist das griechische »hamartia« zu über setzen. Weitere Bedeutungen des Wortes Sünde sind Abbiegung, Verdrehung (hebr. awon), Bosheit, Schlechtigkeit (hebr. raa), Gewalttat (hebr. chamas), böse Gesinnung (hebr. räscha). Schon das bloße Fehlen der Gerechtigkeit ist Sünde: »Weh dem, der sein Haus baut mit Nichtgerechtigkeit« (Jer 22,13). Im Neuen Testament lautet die entsprechende Definition für Sünde: »Was aber nicht aus dem Glau ben geht, das ist Sünde« (Röm 14,23). Hermann Bezzel nannte die Reduktion des Menschen auf sich selbst Sünde. In Johannes 16,9 identifiziert Jesus die Generalsünde der Menschen mit der Beziehungslosigkeit ihm gegenüber: »… dass sie nicht an mich glauben.« Sünde ist die große Störung in dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Wer nicht die Kurskorrektur durch Umkehr und Vergebung (1Joh 1,9) erfährt, der erlebt die Folge der Zielverfehlung als unabänderliches Gesetz: »Der Sünde Sold ist (ewiger) Tod« (Röm 6,23). Bei vielen Menschen steht die Gesundheit auf Platz 1 der Rang liste, aber sie beachten nicht die schlimmste Krankheit: Die Sünde – die Krankheit zum Tode.
Mit der Frage des Glaubens haben sich zahlreiche Denker befasst. Wir finden bei ihnen sehr unterschiedliche Positionen, die aber nicht das Ergebnis neutralen Denkens sind, sondern uns ihren persönlichen Standpunkt wiedergeben.
Kritische Standpunkte: Der Atheist Theo Löbsack vertritt die Auffassung: »Der Glaube verteidigt vorgefasste Überzeugungen und lehnt Erkenntnisse der Wissenschaft ab, wenn sie diesen Überzeugungen widersprechen. Damit ist der Glaube auch letztlich der Todfeind der Wissenschaft.« Ähnlich kritisch äußerte sich Kant: »Ich musste das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen.« Mit dieser un biblischen Auffassung wurde er zum Wegbereiter verschiedener Philosophie-Schulen, die dem Glauben diametral gegenüberstanden. Der Leitspruch an einer Wand der Neuen Oberschule in Norf bei Neuß (»Vertraue keinem, der seinen Gott im Himmel hat«) ist die letzte Konsequenz der kritischen Vernunft.
Positive Standpunkte: Von dem wohl größten Physiker aller Zeiten, Isaak Newton, stammt der Ausspruch: »Wer nur halb nachdenkt, der glaubt an keinen Gott; wer aber richtig nachdenkt, der muss an Gott glauben.« Mit gleicher Gewissheit bezeugt der berühmte Mathematiker Blaise Pascal (1623 – 1662): »Wie alle Dinge von Gott reden zu denen, die ihn kennen, und ihn enthüllen denen, die ihn lieben, so verbergen sie ihn aber auch allen denen, die ihn nicht suchen und nicht kennen.«
Die beiden gegenübergestellten Positionen belegen deutlich, dass der Glaube nicht eine Funktion der Unwissenheit ist, sondern allein von der persönlichen Voreinstellung ab hängt.
Diese ändert sich nicht durch philosophische Reflexionen, sondern allein in der Hinkehr zu Jesus Christus, die die Bibel als Bekehrung bezeichnet. Dem nicht bekehrten Menschen sind Fragen des Glaubens eine Torheit (1Kor 1,18), und er kann sie nicht verstehen (1Kor 2,14). Der von Christus erfasste Mensch jedoch wird in alle Wahrheit ge leitet (Joh 16,13), sein Glaube hat ein festes Fundament (1Kor 3,11), und sein Glaube ist etwas äußerst Gewisses:
»Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht« (Hebr 11,1).
Bekehrung und Wiedergeburt sind die beiden Vokabeln, die den Vorgang unserer Errettung beschreiben. Bekehrung ist das, was der Mensch tut, und Wiedergeburt das, was Gott tut. Bekehrung ist somit die menschliche, Wieder geburt die göttliche Seite ein und desselben Prozesses. In einem Nachtgespräch sagt Jesus zu Nikodemus: »Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen« (Joh 3,3). Die Wie dergeburt ist also notwendig, um in den Himmel zu kom men. Wiedergeborenwerden ist ebenso wie die natürliche Geburt ein passiver Vorgang. Bei der natürlichen Geburt kommen wir in dieses irdische Leben hinein und werden Bürger dieser Welt. Ebenso bekommen wir auch das Bür gerrecht für den Himmel nur durch Geburt. Da wir alle schon einmal geboren sind, bezeichnet die Bibel diese zweite Geburt mit dem Anrecht auf das himmlische (ewige) Le ben als Wiedergeburt.
In der Buße kehren wir uns von dem alten sündigen Leben ab, und in der Bekehrung wenden wir uns Christus zu. Wer
mit seinem ganzen Wesen diese Hinkehr zu Gott vollzieht, der wird zum Heimkehrer in den Himmel. Gott antwortet, indem er uns ein neues, ewiges Leben gibt; dieses ist unse re Wiedergeburt. Mit einem äußeren Zeichen ist dieser Vor gang nicht verbunden, jedoch wird der neue Lebensbezug durch die sichtbare Frucht des Geistes – Liebe, Freude, Friede, Ge duld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit (Gal 5,22–23) – bald offenbar werden.