Heinz Flock: Mein Weg zum Ziel

Heinz Flock
Heinz Flock

Anfang 1962 fuhr ich einmal auf der Autobahn nach Braunschweig zu meinen Kunden. Im Rückspiegel sah ich mein Gesicht und sprach mich in einem Selbstgespräch mit den Worten an: „Heinz Flock, wer bist du eigentlich, was für ein Mensch bist du?“ Bei der Überprüfung meiner Person konnte ich viele gute Eigenschaften und Taten feststellen. Als Kaufmann wusste ich jedoch, dass eine Bilanz zwei Seiten hat, und ich begann die zweite Seite über mich zu prüfen. Hierbei musste ich erkennen: Es ist nicht alles gut, was du gedacht und getan hast. Gern hätte ich so manches ungeschehen gemacht. Ich sagte zu mir: „Heinz, du bist nicht ganz in Ordnung.“ Dann hatte ich plötzlich das Bedürfnis zu beten und betete das „Vater Unser“, das ich bereits als Kind gelernt hatte. Am Ende des Gebets fügte ich den Satz hinzu: „Lieber Vater im Himmel, lass’ mich bitte so werden, wie du willst, dass ich, Heinz Flock, sein soll. Mache du mich bitte so, wie ich nach deinem Willen sein soll.“ Das geschah alles während der Fahrt auf der Autobahn. Dann besuchte ich meine Kunden in Braunschweig, und das Geschäftsleben hatte mich wie-der voll im Griff, denn es gab viel zu tun.

An eines jedoch kann ich mich sehr gut erinnern: Wenn ich manchmal ganz allein war und Stille mich umgab, kam ein unbestimmtes Sehnen nach etwas in mein Herz. Ich wusste nicht, was es war und wonach ich mich sehnte. Ich hatte doch alles, was ich mir wünschte: Erfolg, Familienglück. Aber dennoch kam dieses Sehnen in der Stille immer wieder; es war wie ein Heimweh, wie die Antwort auf eine Leere, die ich in mir verspürte.

Es gibt ein Lied, dessen erste drei Strophen mein Leben zur damaligen Zeit treffend beschreiben. Dort heißt es:

Ich bin durch die Welt gegangen,
und die Welt ist schön und groß,
und doch ziehet mein Verlangen
mich weit von der Erde los.

Ich habe die Menschen gesehen,
und sie suchen spät und früh,
sie schaffen, sie kommen und gehen,
und ihr Leben ist Arbeit und Müh.

Sie suchen, was sie nicht finden,
in Liebe und Ehre und Glück,
und sie kommen belastet mit Sünden
und unbefriedigt zurück.

(…)

Am 25. Februar 1963, vierzehn Tage nach der Beerdigung unseres Sohnes Robby, begann ich wieder meine Reisetätigkeit. Ich fuhr in Hannover über die Hildesheimer Straße in Richtung Süden, denn ich wollte zu Kunden nach Goslar fahren. Während der Fahrt überfiel mich eine tiefe Traurigkeit und ich weinte und weinte.

Dann schrie ich zu Gott: „Lieber Gott, hilf mir, ich kann nicht mehr.“ Plötzlich hörte ich eine Stimme, die ganz klar und deutlich zu mir sagte: „Fahre zu Heinz Oelschläger.“ Das war der Geschäftsmann, der mir vor längerer Zeit von seinem persönlichen Glaubensleben mit Jesus Christus erzählt hatte. Zunächst folgte ich der Stimme nicht und fuhr weiter in Richtung Süden. Meine Gedanken waren: „Das kann doch nicht sein, du spinnst, es stimmt mit dir etwas nicht.“ Die Stimme kam jedoch erneut und wurde drängender. Schließlich fuhr ich nicht mehr weiter in Richtung Süden, sondern nach Westen zum Geschäftssitz des Kunden. Gegen Mittag, 12 Uhr, kam ich an und stellte fest, dass bereits ein anderer Vertreter dort war. So blieb ich zunächst im Hintergrund und wartete.

Nachdem mein Kollege gegangen war, erzählte ich dem Kunden vom Tod meines Sohnes. Er schwieg zunächst eine Zeit lang. Dann sagte er mir mit Tränen in den Augen: „Muss denn der HERR erst ihren Sohn zu sich holen, damit Sie sich retten lassen?“ Ich fand in diesem Augenblick eine solche Aussage nicht ungeheuerlich oder unverschämt, ich blieb einfach nur still. Dann legte er mir noch einmal die zentralen Inhalte des Evangeliums von Jesus Christus dar. Zwar hatte ich nicht alles ganz verstanden, aber dass Jesus Christus gekommen war, Sünder zu retten, das hatte ich verstanden. Denn in jener früheren Selbstprüfung auf meiner Autofahrt nach Braunschweig war mir bereits deutlich geworden, dass ich tatsächlich ein Sünder war.

Auf seine Frage „Wollen auch Sie sich retten lassen?“ antwortete ich spontan: „Ja, natürlich.“ Wir gingen dann in sein Büro; dort waren wir ungestört. In der Gegenwart des Kunden bekannte ich dem Herrn Jesus meine Sünden. Es tobte ein sehr schwerer Kampf in meiner Brust. Es war so, als ob sie zerrissen würde, denn fast 35 Jahre lang hatte ich als Sünder gelebt. An den Maßstäben Gottes gemessen, musste ich nun vieles meines verborgenen Lebens ans Licht bringen und dem Herrn Jesus bekennen. Dann dankte ich dem Herrn Jesus dafür, dass Er alle meine Sünden, meine ganze Schuld auf sich genommen hat. Ich dankte Ihm weiter, dass Er das Gericht auch über meine Schuld ertragen, mich durch Seinen Tod gerettet und meine Sünden getilgt hat. Ich bat Ihn, die Führung meines Lebens zu übernehmen. Nachdem ich diese Worte klar und deutlich vernehmbar gesagt hatte, geschah Folgendes: Ich hatte das Gefühl, eine Hand streicht über meine Brust und nimmt alle Schmerzen weg. Gleichzeitig kam ein tiefer Friede in mein Herz, den ich bis dahin nicht gekannt hatte. Ich wusste nicht, was das war, aber es war sehr schön. Das Herrliche daran: Dieser Friede ist auch heute noch, nach über 50 Jahren, vorhanden.

Quelle: Heinz Flock: Mein Weg zum Ziel. Von Gott – durch Gott – zu Gott, distomos Publikation, 1. Aufl. 2016, S. 18–19 u. 22–23

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